Behandlung von Prostatakrebs
Das Konzept für die Therapie hängt vom Stadium der Krankheit und dem Allgemeinzustand des Patienten ab. Das Stadium einer Erkrankung versucht den „Ist-Zustand“ der Erkrankung zu erfassen. Das Stadium ist grundlegend für die Therapiemöglichkeiten.
Die technischen Möglichkeiten zur präzisen Erfassung sind begrenzt. Entscheidende Feststellung ist, ob die Erkrankung lokalisiert ist oder nicht.
Lokalisiert heisst auf die Prostata beschränkt. Eine auf die Prostata beschränkte Erkrankung bedeutet, dass es sich um eine heilbare Erkrankung handelt. (Falls die Erkrankung nicht auf die Prostata begrenzt ist, heisst dies nicht, dass diese nicht heilbar ist. Jedoch ist die Heilungschance kleiner als beim auf die Prostata beschränkten Stadium.)
Es ist jedem Arzt ein hohes Anliegen, möglichst genau die Wirklichkeit zu erfassen! Mit anderen Worten: es gibt immer wieder Beurteilungen, die das Ausmass einer Erkrankung über- oder unterschätzen. Dieser Graubereich kann durch sorgfältiges Arbeiten und ärztliche (klinische) Erfahrung zum Teil kompensiert werden.
In den nächsten Jahren werden technische Innovationen Verbesserungen bringen. Im Vordergrund stehen MRI, Sonografie und Kombinationsverfahren. Die Fortschritte sind inzwischen soweit, dass sie im klinischen Alltag angekommen sind. Wir vermuten und hoffen, dass sich die klinisch relevanten Befunde im MRI darstellen. Sie können dann diagnostisch gezielt angegangen werden. Noch ist dazu eine Biopsie (Gewebeentnahme) notwendig. Hier wird die Fusionsbiopsie verwendet. Bei diesem Verfahren hat der Ultraschall den „Lead“. Die Bildinformation kann mit jener aus dem MRI gekoppelt werden, was zu einem Fusionsbild führt. Im MRI verdächtige Areale lassen sich so gezielt mittels Ultraschall für die Biopsie ansteuern. Noch ist die Technologie zu wenig ausgereift, damit auf systematische Entnahmen von Biopsien verzichtet werden kann. Die neuen Verfahren erlauben aber eine sehr genaue Dokumentation und „GPS gesteuerte“ Ortung. Das kann genutzt werden, wenn zu einem späteren Zeitpunkt z.B. nach 2 Jahren an derselben Stelle eine Kontrollbiopsie durchgeführt werden soll.
Wir gehen davon aus, dass in naher Zukunft eine auf die auffällige Stelle gezielt anwendbare Behandlungsoption in den klinischen Alltag eingeführt werden wird. Eine lokal präzis wirkende Energie würde die Zerstörung des kranken Gewebes vornehmen.
Uns ist wichtig, den einzelnen Patienten eine optimale Therapie anzubieten. Diese Therapie muss nicht immer operativ sein. Konservative (nicht operative) Massnahmen haben ebenso ihren Stellenwert in der Behandlung. Seit dem Jahr 2000 haben wir mit der sogenannten „active surveillance“ gute Erfahrungen gemacht. Dabei werden milde Formen des Prostatakrebs, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit stabil bleiben, periodisch überwacht. Erst wenn sich der Tumor soweit vergrössert, werden weitere geeignete Therapien ergriffen. Mit diesen kann aber auch nach dieser Überwachungsphase eine Heilung erzielt werden.
Falls jedoch eine „active surveillance“ nicht in Frage kommt und eine aktive Therapie empfohlen werden muss, dann steht die Operation (radikale Prostatektomie) sowie die Strahlentherapie (Radiotherapie) zur Verfügung.